
Mehr Infos zum Ehrlichen Mitteilen
Was ist Ehrliches Mitteilen?
Das Ehrliche Mitteilen nach Gopal Norbert Klein ist eine einfache, aber kraftvolle Methode, um sich selbst und anderen mit mehr Offenheit und Verständnis zu begegnen. Es fördert die innere Heilung, stärkt Beziehungen und bringt Klarheit in die eigene Wahrnehmung. Durch die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Empfindungen wird ein Weg zu mehr Authentizität, innerem Frieden und Verbundenheit eröffnet.
In einer Zeit, die oft von Oberflächlichkeit und Hektik geprägt ist, bietet das Ehrliche Mitteilen eine Möglichkeit, echte Tiefe und Präsenz in Beziehungen und im Leben zu finden.
Im Kern geht es beim Ehrlichen Mitteilen darum, authentische innere Zustände zu benennen und sich selbst dabei zuzuhören. Dabei werden nicht die äußeren Umstände oder andere Personen bewertet, sondern ausschließlich die eigene innere Wahrnehmung in Worte gefasst. Dies schafft einen Raum für Achtsamkeit, Selbstakzeptanz und emotionale Entlastung.
Die Methode hilft, die oft unbewussten Muster von Unterdrückung, Verdrängung und Überanpassung aufzulösen, die in unserem Nervensystem gespeichert sind und zu Spannungen oder inneren Konflikten führen können. Durch das ehrliche Aussprechen der eigenen Empfindungen wird der Kontakt zur eigenen Mitte und zum Gegenüber gestärkt.
Prinzipien des Ehrlichen Mitteilens
- Eigenverantwortung: Jede Person ist für ihre Gefühle und Wahrnehmungen verantwortlich. Es geht nicht darum, anderen die Schuld zu geben, sondern die eigene innere Welt zu erkunden.
- Achtsamkeit: Der Fokus liegt auf der gegenwärtigen Erfahrung. Vergangene Erlebnisse oder Zukunftssorgen treten in den Hintergrund.
- Neutralität: Die Mitteilungen erfolgen ohne Bewertung, Interpretation oder Anklage.
- Authentizität: Alles, was im Moment da ist, darf gesagt werden – auch Unsicherheiten, Ängste oder Widerstände.
Wirkungen und Ziele des Ehrlichen Mitteilens
- Regulierung des Nervensystems:
Unausgesprochene Gedanken, Gefühle und körperliche Spannungen führen oft zu chronischem Stress und Dysregulation des Nervensystems. Durch das ehrliche Aussprechen können diese Spannungen abgebaut und das Nervensystem beruhigt werden.
- Stärkung der Bindungsfähigkeit:
Das Teilen innerer Zustände fördert die authentische Verbindung zu anderen Menschen. Es hilft, tiefere Beziehungen zu entwickeln, die auf Vertrauen und Akzeptanz basieren.
- Selbstwahrnehmung und Akzeptanz:
Menschen lernen, ihre eigenen Gefühle und Empfindungen zu erkennen und anzunehmen, ohne sich dafür zu verurteilen. Dies stärkt das Selbstbewusstsein und die emotionale Resilienz.
- Heilung von Traumata:
Viele seelische Verletzungen entstehen durch unterbrochene Bindungen oder ungelöste Konflikte. Das Ehrliche Mitteilen schafft einen Raum, in dem solche Verletzungen langsam heilen können, da sie ohne Urteil oder Abwehr in einem sicheren Rahmen geäußert werden dürfen.
Anwendungsbereiche
Ehrliches Mitteilen kann in verschiedenen Kontexten angewendet werden, darunter:
- Partnerschaften: Fördert einen ehrlichen und respektvollen Austausch, der tiefe Verbundenheit schafft.
- Therapie: Unterstützt Heilungsprozesse bei traumatischen Erfahrungen oder chronischem Stress.
- Gruppenarbeit: Stärkt das Gemeinschaftsgefühl und die Fähigkeit, in einem sicheren Raum authentisch zu sein.
- Persönlichkeitsentwicklung: Hilft, mehr Selbstakzeptanz und innere Klarheit zu entwickeln.

Ablauf
Selbstwahrnehmung schulen:
Der erste Schritt besteht darin, innezuhalten und deine eigene innere Erfahrung bewusst wahrzunehmen. Das können Gedanken, Körperempfindungen, Gefühle oder Impulse sein.
Formulieren der Wahrnehmung:
Die Methode fordert dich dazu auf, deine Wahrnehmung so präzise und ungeschönt wie möglich zu formulieren, ohne diese zu bewerten. Benenne stattdessen deine inneren Zustände neutral, z. B.:
- „Ich spüre ein Ziehen in meinem Bauch.“
- „Mein Kopf denkt, dass ich vielleicht etwas falsch mache.“
Mitteilung an dein Gegenüber:
Du teilst deine Wahrnehmungen in einem sicheren Raum deinem Gegenüber mit. Dabei ist es wichtig, dass die andere Person nur zuhört, ohne zu bewerten, zu interpretieren oder Ratschläge zu geben. Das aktive Zuhören schafft einen geschützten Rahmen, in dem die mitteilende Person sich sicher fühlt.
Erfahrungen zulassen:
Der Prozess des Mitteilens bringt oft eine spürbare Entlastung, da die unterdrückten Emotionen oder Empfindungen bewusst gemacht und „bezeugt“ werden. Der Zuhörer fungiert dabei als achtsames Gegenüber, das die innere Realität der Person akzeptiert und widerspiegelt.
Autonomietyp und Verschmelzungstyp im Rahmen des Ehrlichen Mitteilens
Im Konzept des Ehrlichen Mitteilens nach Gopal Norbert Klein wird unterschieden, wie Menschen aufgrund von Bindungserfahrungen und Traumata in Beziehungen agieren und kommunizieren. Zwei Hauptmuster, die dabei betrachtet werden, sind der Autonomietyp und der Verschmelzungstyp. Diese Typen beschreiben grundlegende Strategien, wie Menschen mit Nähe, Distanz und emotionalen Herausforderungen umgehen.
Der Autonomietyp
Der Autonomietyp neigt dazu, sich in Beziehungen eher zurückzuziehen, Distanz zu schaffen und seine Eigenständigkeit zu betonen. Dieses Verhalten resultiert häufig aus Bindungserfahrungen, in denen Nähe oder emotionale Abhängigkeit als bedrohlich oder belastend erlebt wurden.
Merkmale:
- Starkes Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung.
- Schwierigkeiten, Nähe zuzulassen oder emotionale Bindungen einzugehen.
- Tendenz, Gefühle zu unterdrücken oder zu rationalisieren, anstatt sie mitzuteilen.
- Misstrauen gegenüber anderen, insbesondere in Bezug auf Verletzlichkeit.
- Angst, sich in Beziehungen zu verlieren oder die Kontrolle abzugeben.
Typisches Verhalten im Ehrlichen Mitteilen:
- Der Autonomietyp könnte zögern, tiefere emotionale Zustände zu benennen, aus Angst, sich „schwach“ oder abhängig zu fühlen.
- Es fällt ihm schwer, sich wirklich auf den Kontakt mit anderen einzulassen, da er unbewusst Distanz wahren möchte.
- Seine Mitteilungen können oberflächlich bleiben oder sich auf rationale Erklärungen beschränken.
Wachstumsmöglichkeiten durch Ehrliches Mitteilen:
- Der Autonomietyp lernt, dass das Teilen innerer Zustände nicht automatisch zu Abhängigkeit führt, sondern Verbindung schafft.
- Durch die Methode kann er mehr Vertrauen entwickeln und sich in Beziehungen sicherer fühlen.
- Das ehrliche Benennen von Ängsten oder Widerständen hilft, den Kontakt zu sich selbst und anderen zu vertiefen.
Der Verschmelzungstyp
Der Verschmelzungstyp zeigt ein gegenteiliges Bindungsmuster: Er sucht oft intensiv nach Nähe und neigt dazu, sich stark an andere anzupassen, um Akzeptanz und Liebe zu erfahren. Dieses Verhalten entsteht meist aus Bindungserfahrungen, in denen emotionale Zuwendung unsicher oder unbeständig war.
Merkmale:
- Starkes Bedürfnis nach Nähe und emotionaler Verbundenheit.
- Schwierigkeiten, allein zu sein oder die eigenen Grenzen zu wahren.
- Tendenz, sich in Beziehungen aufzuopfern oder die eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen.
- Angst vor Zurückweisung, Alleinsein oder emotionaler Distanz.
- Häufige Überanpassung, um Harmonie und Verbindung zu sichern.
Typisches Verhalten im Ehrlichen Mitteilen:
- Der Verschmelzungstyp könnte versuchen, die Erwartungen des Gegenübers zu erfüllen, anstatt wirklich authentisch zu sein.
- Seine Mitteilungen könnten darauf abzielen, Bestätigung oder Nähe zu erhalten, anstatt die eigenen Empfindungen zu erkunden.
- Es kann ihm schwerfallen, eigene Grenzen zu setzen oder Unabhängigkeit in der Kommunikation zu wahren.
Wachstumsmöglichkeiten durch Ehrliches Mitteilen:
- Der Verschmelzungstyp lernt, seine eigenen Empfindungen zu erkennen und zu respektieren, unabhängig von den Erwartungen anderer.
- Das ehrliche Benennen von Bedürfnissen und Grenzen stärkt das Selbstbewusstsein und die Eigenständigkeit.
- Er entdeckt, dass wahre Verbindung entsteht, wenn beide Seiten authentisch sind, anstatt sich anzupassen.
Beziehung zwischen Autonomietyp und Verschmelzungstyp
In Beziehungen finden sich häufig Dynamiken zwischen Autonomie- und Verschmelzungstypen. Ein Autonomietyp kann die intensive Nähe des Verschmelzungstyps als einengend empfinden, während der Verschmelzungstyp die emotionale Distanz des Autonomietyps als Zurückweisung erlebt. Diese Interaktion kann zu Missverständnissen und Konflikten führen, aber auch eine Chance zur gegenseitigen Entwicklung bieten.
Das Ehrliche Mitteilen hilft beiden Typen, ihre Muster zu erkennen und aufzulösen:
Der Autonomietyp lernt, sich mehr zu öffnen und Nähe zuzulassen.
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